***mittendrin und zwischendurch***
Freitag, 6. April 2007
Die Rückkehr der Lemminge...
Am 06. April 2007
...ist an diesem Wochenende zu beobachten. Zu Tausenden wälzen sie sich über die Piste in ihren stinkenden CO2-Schleudern und überdimensionierten Potenzersatzmitteln blank geputzten SUV`s und anderen automobilen Lächerlichkeiten Kostbarkeiten heran. Langsam, damit auch jeder sie bewundern kann nähern sie sich der Stätte des Grauens ihrem Ziel:

Kilometerlang reihen sich ihre blechernen Gartenlauben edlen Mobilvillen aneinander. Parzelle neben Parzelle, jede exakt 35 oder 40 Quadratmeter groß. So ungefähr würde ich mir Guantanamo vorstellen wenn ich nicht andere Bilder kennen würde. Ach ja - orangefarbige Overalls werden hier noch nicht getragen. Wer den Mut hat sich in die Niederungen des blechernen Einerleis zu begeben dem wird das menschliche Elend in all seiner Bandbreite deutlich. Nach wenigen Schritten saugt Dich das Grau auf, verschluckt Dich, droht Dich zu erschlagen. In welche Richtung Du auch blickst - es ist immer das gleiche Bild:





Präzisionsarbeit ist gefragt beim Absperren der Parzelle mit längsgestreifter Segeltuchwand. Ich habe mich gefragt warum das Tuch längs gestreift sein muss. Vermutlich weil es den Raum streckt, Längsstreifen geben das Gefühl von Freiheit, während dahinter eigentlich das Tragen von Quergestreiftem angebracht wäre. Mit teutonischem Furor werden Fahnenmasten aufgerichtet, die Flagge des präferierten Clubs in den Wind gehängt, oder wenigstens doch schwarz rot gold.
Die Gefangenenparzelle Das Fleckchen kleinen Glücks, unberührter Natur, ist manchmal sorgfältig gepflastert um auch dem letzten grünen Unkräutchen jede Chance auf unbotmässige Vorwitzigkeit zu nehmen. Der automobile Schatz ist nicht selten behütend unter einer schützenden Plane verborgen. Seeluft macht ist aggressiv, dem kostbaren Blech darf nichts Übles widerfahren.

Nachdem der Platz in der Wagenburg gesichert ist geht es auf zu einem Besuch in der Vorhölle in die Tempel der Lust des Geizes und der Raffgier. Die Bilder sind nur ein schwaches Abbild der Wirklichkeit.....




Hoch aufgehäuft werden die Einkaufswagen, gefüllt mit den Verbrechen der Nahrungsmittelindustrie mit erlesenen Delikatessen vorsichtig an das SUV heran geschoben und dann verladen. Ganz wie zu Hause, wundervoll. Und des Abends lauschen wir mit Gruseln den Nachrichten über CO2 -Ausstoss und Erderwärmung. Wie gut dass wir hier nicht davon betroffen sind.

Die etwas Mutigeren begeben sich tapfer an eines der vielen Fischkrematorien Feinschmeckerlokale, wo es für viel Geld etwas toten Fisch zwischen zwei pappige Brötchenhälften eingeklemmt gibt. Ganz Mutige nehmen Krabben, die sehen schon so komisch aus und sind noch teurer....



Während sich die Wirkung der aufgenommenen Chemieprodukte köstliche Mahlzeit langsam aber sicher im Gedärm Magen bemerkbar macht und die geistige Trägheit auch mit körperlicher einher geht, hocken sie wie die Vögel auf der Stange. Die herrliche Luft ist erfüllt vom Gestank der Friteusenabgase dem Salzgeschmack des Meeres und die kunstvoll komponierten Nervtöne der Klingeltonverkäufer Schreie der Möven wecken das Gefühl von Freiheit und Abenteuer. Der Ausstoss von humanoidem CO2 steigt proportional zum Cholesterinspiegel...



Und wer glaubt dass dies ein übergelaufener Abfalleimer sei, der irrt. Das ist eine vom örtlichen Kurverein wohlmeinend gestiftete kunstvolle Skulptur, ein Abbild Eures Verdauungstraktes!



Ein paar hundert Meter weiter, die man laufen müsste weil man selbst mit dem geländegängigen SUV einfach dort nicht hinfahren darf, sieht es dann so aus:



Noch kann man hier unbehelligt vom sommerlich penetranten Geruch sonnengeölter Human-Bratlinge Ruhe finden und tatsächlich so etwas wie frische, gesunde Seeluft atmen.

Und in dem Moment bin ich froh dass Ihr wie die Lemminge seid, fast. Denn Euch fehlt das letzte Quentchen Mut. Sich aufzuraffen und in die Fluten des Meeres zu stürzen. Gottseidank, denn sonst hätte ich hier vorne keine Ruhe .....

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