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Tati`s Schützenfest...
Am 08. Juli 2007
Ich wollte ein Eis essen. In E. wo ein begnadeter Konditor sein Handwerk ausübt. Rechts und links gibt es Italiener mit Eis in Tiefkühltruhen und ein Stück weiter oben an der Fußgängerzone verkauft ein geschäftstüchtiger Lebensmittelhändler das mit Stickstoff aufgeplusterte Schaumzeugs der Firma Mövenschiet das ihm in den ach so praktischen Plastikkübeln angeliefert wird. Kübel von denen er einfach den Deckel runter reißt. Sie danach in seine Truhe stapelt und den Inhalt dann löffelchenweise an die Touristen verfüttert. Sein Matsch Eis ist das Teuerste. Liegt wohl am Stickstoffgehalt. Jedenfalls hat dieser Mist keine Ähnlichkeit mehr mit Eis sondern allenfalls mit Spachtelmasse zum Ausfüllen von Rissen im Putz. Aber nicht mal dazu taugt der Kram.
Der Konditor meiner Wahl hat seinen Laden genau in der Mitte der Fußgängerzone. Er kann nicht nur Eis sondern auch begnadete Torten, Kuchen und er beherrscht das Handwerk des Pralinenmachens meisterhaft. Dorthin zog es mich heute, das Wetter war perfekt für eine kleine Tour mit dem Rad. Weiße Plusterwolken in bester Kitschmanier über einen dunkelblauen Himmel segelnd, leichter Wind und angenehme Temperaturen für eine ausgedehnte Radtour.
Völlig vergessen – oder besser verdrängt – hatte ich die Tatsache das in E. Schützenfest ist. Der Besuch eines Schützenfestes ist für mich so verlockend wie ein ausgiebiger Besuch beim Zahnarzt. Dem halte ich allerdings zugute dass er mich mit Marschmusik und dem Getrommel und Geschepper verstimmter Spielmannszüge verschont. Es wird mir wohl auf immer ein Rätsel bleiben warum mehr oder weniger erwachsene Männer sich in schlecht und recht sitzende, unbequeme Fantasieuniformen reinquälen und dann schwitzend zu einer Art von Musik die erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Lärm einer Bahnhofshalle hat durch staubige Straßenzüge zu marschieren. Und überhaupt sind mir diese Hobbymilitaristen ein Dorn im Auge genau wie die Echten. Und einen Grund zum Saufen findet sich auch so wenn es denn unbedingt sein muss. Dazu muss man nicht mit irgendwelchen Schießprügeln in der Gegend herum fuchteln.
Aber es war zu spät. Als ich in E. eintraf, die letzten Meter bis zur Fußgängerzone mit Vorfreude auf ein mannhaft erradeltes Eis zurücklegen wollte wurde ich durch mehrere Hundertschaften von Schützenfestumzugsbeobachtern abrupt gestoppt. Ich konnte mir einen Fluch nicht verkneifen, nur noch die Lautstärke soweit drosseln dass ich nicht als abgehängter Prekarier auffällig wurde. Ich musste die Fußgängerzone vom anderen Ende anfahren und fand mich auf einmal in Jacques Tatis Film „Schützenfest“ wieder. Gerade als ich mein Rad gegen eigenmächtiges herumradeln sicherte kam er um die Ecke. Nennen wir ihn einfach Fred. Fred gehörte zu irgendeinem Spielmannszug. Einem Spielmannszug in dem er mit dem Schlagen einer Trommel beauftragt war. Leicht daran zu erkennen dass er über seiner Uniform, die aus einer schwarzen Hose und einem weißen Hemd mit irgendeinem Abzeichen auf der Brusttasche einen Gurt aus weißem Leder trug. Und eine Trommel daran. Fred hatte kleine Schweißperlen auf der Stirn. Denn ihm war klar dass irgend etwas schief gelaufen war und dass ihm womöglich Ärger drohte. Ihm war klar dass ihm sein Spielmannszug abhanden gekommen war. Oder umgekehrt. Und dass er jetzt eine gewaltige Lücke in den Cordon der Trommler gerissen hatte.
Fred war nicht ganz alleine. Sein Schritt wirkte zwar entschlossen aber zeigte doch die kleinen Zeichen der Unsicherheit die darauf schließen ließen dass er vom Spiritus Vulgaris begleitet wurde. Gelegentlich zeigte sich einer von Freds Füssen etwas widerspenstig und wagte einen kleinen Seitenausfall. Sofort rief Fred seine Füße zur Ordnung und richtete sich mannhaft auf. Aber das war nicht Freds größtes Problem. Fred schlug gelegentlich mit dem einen Trommelstock den er in der Hand hielt auf sein Instrument. Wohl als Signal an seine weit entfernt marschierenden Genossen gedacht. Holla – ich bin noch nicht verloren auch wenn ich im Moment vom rechten Wege abgekommen bin.
Fred suchte seinen zweiten Trommelstock. Immer wieder drehte er sich ungläubig um und begutachtete das hinter ihm liegende Pflaster. Dann schlug er wieder mit dem Trommelstock in der Hand auf seine Trommel. Konnte er so den vermissten zweiten Trommelstock herbei locken? Der zweite Trommelstock dachte gar nicht daran sich herbei locken zu lassen. Er steckte nämlich in Freds rechter hinterer Hosentasche und hatte es sich neben einem dort an einem martialisch wirkenden Karabinerhaken aufgehängten Schlüsselbund bequem gemacht der Quasimodo zur Ehre gereicht hätte. Fred war aber ziemlich ernsthaft davon überzeugt dass sich der zweite Trommelstock aus dem Staube gemacht hatte. Ihn heimtückisch hinters Licht geführt und die Flucht ergriffen hatte um sich nicht das elende Geschepper einer verstimmten Spielmannszuges antun zu müssen. Deswegen drehte er sich immer wieder um und lief eine Strecke seines Weges zurück und inspizierte das Pflaster dabei mit Argusaugen. Sherlock Holmes hätte seine Freude an ihm gehabt. Auch deswegen weil er die um ihn herum laufenden Fußgänger, die seine Not nicht erkannten, immer wieder mit höchst kritischem Blick inspizierte. Aber da keiner von ihnen eine Trommel bei sich hatte war die Wahrscheinlichkeit dass man ihm den Trommelstock gestohlen hatte schlichtweg gering. Das konnten sogar Fred und der ihn begleitende Geist des Weines einsehen.
Fred konnte sich scheinbar daran erinnern dass er seine Trommelstücke irgendwann in einer seiner Gesäßtaschen verstaut hatte. Immer wieder versuchte er mit der rechten Hand um sich herum zu greifen um seine linke Gesäßtasche zu inspizieren während der vermisste Trommelstock in der Rechten höhnisch grinste. Dann wiederum hielt Fred seine Trommel mit der rechten Hand und griff mit der linken Hand um sich herum. Zur rechten Gesäßtasche. Und er stellte beruhigt und erfreut zugleich fest dass wenigstens Quasimodos Schlüsselbund noch an seinem Platz war. Den direkt daneben steckenden Trommelstock konnte er allerdings nicht ertasten, der gewaltige Schlüsselbund schützte seinen Gast.
Es war wirklich ein Vergnügen Freds Auftritt zu beobachten. Fred war nicht auffällig und torkelte. Es waren diese klitzekleinen Ausfälle in der Feinmotorik die seinen Gang zu einem kleinen Tanz werden ließen. Er bot eine geradezu meisterliche komische Eleganz für die ein Pantomime lange Jahre trainieren müsste. Um dann womöglich doch nicht diese Leichtigkeit, diese Natürlichkeit im Ablauf seiner Bewegungen und Tanzschritte zu erreichen.
Fred beschloss nachzudenken und steuerte eine der in der Fußgängerzone aufgestellten hölzernen Bänke an die so stabil sind dass sie auch den stärksten vandalistischen Gelüsten Einhalt gebieten konnten. Und setze sich hin. Wer genau hinhörte konnte das Reißen von Stoff und dieses typische Splittern von Holz hören. Ein leuchtendes Strahlen zog über Freds Gesicht. Er erhob sich und stellte fest dass er nun drei Trommelstöcke hatte. Einen Langen und zwei Kurze. Quasimodos Schlüsselbund hing jetzt deutlich tiefer denn die rechte Hosentasche war vom berstenden Trommelstock beträchtlich erweitert worden und bot tiefe Einblicke. Aber Fred strahlte über sein ganzes Gesicht. Selten habe ich einen so glücklichen Menschen gesehen. Und während ich endlich mein Eis genoss dachte ich darüber nach dass Schützenfeste vielleicht doch nicht so schlecht sind, wenn man ganz, ganz weit außen am Rand bleibt.
Der Konditor meiner Wahl hat seinen Laden genau in der Mitte der Fußgängerzone. Er kann nicht nur Eis sondern auch begnadete Torten, Kuchen und er beherrscht das Handwerk des Pralinenmachens meisterhaft. Dorthin zog es mich heute, das Wetter war perfekt für eine kleine Tour mit dem Rad. Weiße Plusterwolken in bester Kitschmanier über einen dunkelblauen Himmel segelnd, leichter Wind und angenehme Temperaturen für eine ausgedehnte Radtour.
Völlig vergessen – oder besser verdrängt – hatte ich die Tatsache das in E. Schützenfest ist. Der Besuch eines Schützenfestes ist für mich so verlockend wie ein ausgiebiger Besuch beim Zahnarzt. Dem halte ich allerdings zugute dass er mich mit Marschmusik und dem Getrommel und Geschepper verstimmter Spielmannszüge verschont. Es wird mir wohl auf immer ein Rätsel bleiben warum mehr oder weniger erwachsene Männer sich in schlecht und recht sitzende, unbequeme Fantasieuniformen reinquälen und dann schwitzend zu einer Art von Musik die erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Lärm einer Bahnhofshalle hat durch staubige Straßenzüge zu marschieren. Und überhaupt sind mir diese Hobbymilitaristen ein Dorn im Auge genau wie die Echten. Und einen Grund zum Saufen findet sich auch so wenn es denn unbedingt sein muss. Dazu muss man nicht mit irgendwelchen Schießprügeln in der Gegend herum fuchteln.
Aber es war zu spät. Als ich in E. eintraf, die letzten Meter bis zur Fußgängerzone mit Vorfreude auf ein mannhaft erradeltes Eis zurücklegen wollte wurde ich durch mehrere Hundertschaften von Schützenfestumzugsbeobachtern abrupt gestoppt. Ich konnte mir einen Fluch nicht verkneifen, nur noch die Lautstärke soweit drosseln dass ich nicht als abgehängter Prekarier auffällig wurde. Ich musste die Fußgängerzone vom anderen Ende anfahren und fand mich auf einmal in Jacques Tatis Film „Schützenfest“ wieder. Gerade als ich mein Rad gegen eigenmächtiges herumradeln sicherte kam er um die Ecke. Nennen wir ihn einfach Fred. Fred gehörte zu irgendeinem Spielmannszug. Einem Spielmannszug in dem er mit dem Schlagen einer Trommel beauftragt war. Leicht daran zu erkennen dass er über seiner Uniform, die aus einer schwarzen Hose und einem weißen Hemd mit irgendeinem Abzeichen auf der Brusttasche einen Gurt aus weißem Leder trug. Und eine Trommel daran. Fred hatte kleine Schweißperlen auf der Stirn. Denn ihm war klar dass irgend etwas schief gelaufen war und dass ihm womöglich Ärger drohte. Ihm war klar dass ihm sein Spielmannszug abhanden gekommen war. Oder umgekehrt. Und dass er jetzt eine gewaltige Lücke in den Cordon der Trommler gerissen hatte.
Fred war nicht ganz alleine. Sein Schritt wirkte zwar entschlossen aber zeigte doch die kleinen Zeichen der Unsicherheit die darauf schließen ließen dass er vom Spiritus Vulgaris begleitet wurde. Gelegentlich zeigte sich einer von Freds Füssen etwas widerspenstig und wagte einen kleinen Seitenausfall. Sofort rief Fred seine Füße zur Ordnung und richtete sich mannhaft auf. Aber das war nicht Freds größtes Problem. Fred schlug gelegentlich mit dem einen Trommelstock den er in der Hand hielt auf sein Instrument. Wohl als Signal an seine weit entfernt marschierenden Genossen gedacht. Holla – ich bin noch nicht verloren auch wenn ich im Moment vom rechten Wege abgekommen bin.
Fred suchte seinen zweiten Trommelstock. Immer wieder drehte er sich ungläubig um und begutachtete das hinter ihm liegende Pflaster. Dann schlug er wieder mit dem Trommelstock in der Hand auf seine Trommel. Konnte er so den vermissten zweiten Trommelstock herbei locken? Der zweite Trommelstock dachte gar nicht daran sich herbei locken zu lassen. Er steckte nämlich in Freds rechter hinterer Hosentasche und hatte es sich neben einem dort an einem martialisch wirkenden Karabinerhaken aufgehängten Schlüsselbund bequem gemacht der Quasimodo zur Ehre gereicht hätte. Fred war aber ziemlich ernsthaft davon überzeugt dass sich der zweite Trommelstock aus dem Staube gemacht hatte. Ihn heimtückisch hinters Licht geführt und die Flucht ergriffen hatte um sich nicht das elende Geschepper einer verstimmten Spielmannszuges antun zu müssen. Deswegen drehte er sich immer wieder um und lief eine Strecke seines Weges zurück und inspizierte das Pflaster dabei mit Argusaugen. Sherlock Holmes hätte seine Freude an ihm gehabt. Auch deswegen weil er die um ihn herum laufenden Fußgänger, die seine Not nicht erkannten, immer wieder mit höchst kritischem Blick inspizierte. Aber da keiner von ihnen eine Trommel bei sich hatte war die Wahrscheinlichkeit dass man ihm den Trommelstock gestohlen hatte schlichtweg gering. Das konnten sogar Fred und der ihn begleitende Geist des Weines einsehen.
Fred konnte sich scheinbar daran erinnern dass er seine Trommelstücke irgendwann in einer seiner Gesäßtaschen verstaut hatte. Immer wieder versuchte er mit der rechten Hand um sich herum zu greifen um seine linke Gesäßtasche zu inspizieren während der vermisste Trommelstock in der Rechten höhnisch grinste. Dann wiederum hielt Fred seine Trommel mit der rechten Hand und griff mit der linken Hand um sich herum. Zur rechten Gesäßtasche. Und er stellte beruhigt und erfreut zugleich fest dass wenigstens Quasimodos Schlüsselbund noch an seinem Platz war. Den direkt daneben steckenden Trommelstock konnte er allerdings nicht ertasten, der gewaltige Schlüsselbund schützte seinen Gast.
Es war wirklich ein Vergnügen Freds Auftritt zu beobachten. Fred war nicht auffällig und torkelte. Es waren diese klitzekleinen Ausfälle in der Feinmotorik die seinen Gang zu einem kleinen Tanz werden ließen. Er bot eine geradezu meisterliche komische Eleganz für die ein Pantomime lange Jahre trainieren müsste. Um dann womöglich doch nicht diese Leichtigkeit, diese Natürlichkeit im Ablauf seiner Bewegungen und Tanzschritte zu erreichen.
Fred beschloss nachzudenken und steuerte eine der in der Fußgängerzone aufgestellten hölzernen Bänke an die so stabil sind dass sie auch den stärksten vandalistischen Gelüsten Einhalt gebieten konnten. Und setze sich hin. Wer genau hinhörte konnte das Reißen von Stoff und dieses typische Splittern von Holz hören. Ein leuchtendes Strahlen zog über Freds Gesicht. Er erhob sich und stellte fest dass er nun drei Trommelstöcke hatte. Einen Langen und zwei Kurze. Quasimodos Schlüsselbund hing jetzt deutlich tiefer denn die rechte Hosentasche war vom berstenden Trommelstock beträchtlich erweitert worden und bot tiefe Einblicke. Aber Fred strahlte über sein ganzes Gesicht. Selten habe ich einen so glücklichen Menschen gesehen. Und während ich endlich mein Eis genoss dachte ich darüber nach dass Schützenfeste vielleicht doch nicht so schlecht sind, wenn man ganz, ganz weit außen am Rand bleibt.
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Time Machine
Am 07. Juli 2007
Ich war in die Kleinstadt A. gefahren weil ich mich mal wieder auf einem anderen Wochenmarkt umschauen wollte. Auf dem Wochenmarkt den ich heute unsicher machen wollte steht mein favorisierter Fischhändler mit seinem Wagen. Es ist schon komisch dass man hier, direkt hinter dem Deich, so gut wie keinen vernünftigen frischen Fisch bekommt. Schollen gibt es, irgendwie in der Fritteuse vergewaltigt, sauren Hering oder Mattjes zwischen zwei pappige Brötchenhälften aus einer undefinierbaren, braungrauen Masse eingeklemmt. Dazu die obligatorischen Krabben die für den Touristen scheinbar das Maxímum an kulinarischer Extravaganz zu sein scheinen. Krabben die hier aus dem Meer gefischt werden, dann tiefgekühlt vom Krabben-Monopolisten aus Holland per LKW abgeholt werden. Dann im LKW nach Marrokko (jawohl - nach Marrokko!) verschleppt werden. Dort werden sie von niedrigstentlohnten Marrokanerinen ihrer schützenden Schale beraubt und dann wieder per LKW zurück nach Ostfriesland gebracht. Hier klemmt man sie dann zwischen die obligatorischen Pappbrötchenhälften und offeriert sie dem Touristen als unvergleichliche meeresfrische Delikatesse. Die wahre Kunst allerdings besteht darin während der ganzen vierzehntägigen Tour de Krabbe die Kühlkette nicht abreissen zu lassen und die Ascorbinsäure sehr fein und vorsichtig zu dosieren. Nichts anderes als Krabbendoping. Ansonsten gibt es hier noch die ebenso obligatorische geräucherte Makrele, Forellen aus Käfighaltung in diversen Stadien und das perverseste Produkt der Fischindustrie, den Viktoriabarsch. En Masse unter höchst fragwürdigen Umständen im Viktoriasee fabriziert, danach filettiert und als zwar grätenfreies aber um so antibiotikahaltigeres Leckerli in der Fischtheke zu landen. Nein, den ganzen Müll möchte ich nicht haben. Mein Fischhändler hat ein kleines Angebot. Er holt es sich mühevoll aus Holland. Sortiert aus, zahlt mehr als seine benachbarten Großfilialisten und schlägt sich ziemlich mühevoll durch. Aber man kann bei ihm Thunfisch kaufen, frische Doraden, St. Pierre und auch Jakobsmuscheln wenn die Zeit dafür reiff ist. Alles in guter Qualität. Und er ist so fair und gesteht dass sein Thunfisch keine Sushi-Qualität ist und setzt den Preis entsprechend fest. Alles in allem ist es die Mühe wert den Weg in diese Kreisstadt zurück zu legen. Nebenbei - heute gab es Lengfisch aus Norwegen. Festes weisses Fleisch mit einem verführerischen Geschmack nach Meer und Meeresalgen. Ich habe ihm die Ehre eines Gemüseratatouilles aus frischen Auberginen, Tomaten und einer kleinen Zucchini erwiesen. Mit fein gehackten Knoblauch, frisch gemörstem Pfeffer und dazu gab es einen Entre deux Mers mit feiner Säure und frischen Aromen von Limone, Waldbeeren und ganz hinten dezenter Melisse auf der Zunge.
Irgendwann beim Einkaufen bekam ich Lust auf ein Eukalyptusbonbon. Ich weiss - es ist ziemlich verrückt beim Einkaufen von Fisch Lust auf ein Eukalyptusbonbon zu bekommen. Und es sofort und auf der Stelle auch haben, schmecken zu wollen. Es mag am Wetter gelegen haben denn es goß immer wieder wie aus Kübeln. Aber manchmal packt es mich halt, warum auch immer. Ich bin an einem Neujahrstag schon einmal knapp fünzig Kilometer gefahren weil ich unbedingt eine frische Ananas haben musste. Gottseidank packen mich diese Gelüste selten. Aber wenn sie mich packen dann gibt es kein Zurück. Also machte ich mich auf den Weg. Ich bog in Gedanken in die falsche Richtung ab. LIef ans andere Ende der Fußgängerzone die mich noch nie sonderlich interessiert hatte und geriet auf einmal in eine Zeitmaschine.
Da war diese kleine Schild Drogerie an einem eher unscheinbaren Haus, ein kleines Schaufenster mit noch unscheinbareren Auslage und die alte, geschnitzte Holztüre. Die Holztüre durch die ich in meine Kindheit zurück kehren konnte. Es gab den oben an der Türe angebrachten Metallstift der beim Aufschwingen des Türflügels gegen die darüber aufgehängten Glockenstäbe schlug und dieses einzigartige, bis heute nicht vergessene, Dingdongdingdong erzeugte das schon die Anmutung einer mittelalterlichen Glockenspielmelodie hat. Das zu den Geräuschen meiner Kindheit gehört wie der Westminsterschlag und das harte, rhytmische Ticken von Großvaters Standuhr in seinem Arbeitszimmer. Da war er wieder, dieser typische Geruch einer Drogerie aus den sechziger Jahren. Diese Melange aus unterschiedlichsten Kräutern, Essenzen, Aromen die ich schon jahrzehntelang nicht mehr gerochen hatte. Ich schloss meine Augen und sah den Drogisten aus meiner Jugendzeit vor mir. Mit seinem makellos weissen, gestärkten Kittel, seiner sorgfältig gebundenen modisch schmalen, dunkelroten Krawatte. Der mir das von der Großtante bestellte Kölnisch Wasser wie eine Kostbarkeit erst in hellblaues Seidenpapier und dann in ein festes, gelb-blaues Papier einschlug. Der es verstand aus dem Inhalt seltsamer Flaschen mit Glasstopfen und irgendwelchen Pülverchen die sorgsam abgewogen wurden Zusätze für Großvaters Fruchtwein - Produktion zu mixen. Die Erinnerung an Süssholz und Lakritze wurde wach. An feine Schokoladenosterhasen die es nur hier in dieser gewaltig erscheinenden Grösse gab oder die vielen Dinge die damals Weihnachten erst zu Weihmnachten machten. Lebkuchengewürz, Lametta, Kerzen aus Bienenwachs. Pralinés in bunten Stanniolverpackungen, Flaschen mit Stärkungsmittelchen für Grosse und Kleine. Den Klosterfrau-Melissengeist dem die Mieterin in der Wohnung unter uns wohl mehr zusprach als medizinisch indiziert war. Und der Rotkäppchen-Saft den ich verabreicht bekam wenn die ersten Wintertage eine Ahnung davon weckten dass das Jahr sich langsam aber unerbittlich seinem Ende zuneigte. All das war auf einmal in überwältigender Weise wieder präsent.

Ein einfacher Schritt durch eine geschnitzte alte, in ihren ausgeschlagenen Angeln quietschende Holztüre reichte aus um mehr als vierzig Jahre zurück zu kehren. Ich werde es wieder tun, solange es noch geht. Denn es ist absehbar dass diese Wunder wie so viele andere leider verschwinden wird. Geopfert auf dem Altar der Rationalität und des Profits. Aber ich werde so oft es noch geht in die Vergangenheit zurück kehren um kostbare Erinnerungen aufzufrischen. Und an eines erinnere ich mich noch genau. Damals gab es bei jedem Besuch beim Drogisten gemischte Bonbons. Als Geschenk des Hauses. Jawohl, ich bekam gemischte Bonbons geschenkt. Na gut, klingt vielleicht etwas übertrieben. Ich durfte mir ein Himbeerbonbon aus dem rechten und einen Zitronendrops aus dem linken Glas auf der Theke nehmen. Mischen musste ich sie mir dann selbst.....
Irgendwann beim Einkaufen bekam ich Lust auf ein Eukalyptusbonbon. Ich weiss - es ist ziemlich verrückt beim Einkaufen von Fisch Lust auf ein Eukalyptusbonbon zu bekommen. Und es sofort und auf der Stelle auch haben, schmecken zu wollen. Es mag am Wetter gelegen haben denn es goß immer wieder wie aus Kübeln. Aber manchmal packt es mich halt, warum auch immer. Ich bin an einem Neujahrstag schon einmal knapp fünzig Kilometer gefahren weil ich unbedingt eine frische Ananas haben musste. Gottseidank packen mich diese Gelüste selten. Aber wenn sie mich packen dann gibt es kein Zurück. Also machte ich mich auf den Weg. Ich bog in Gedanken in die falsche Richtung ab. LIef ans andere Ende der Fußgängerzone die mich noch nie sonderlich interessiert hatte und geriet auf einmal in eine Zeitmaschine.

Da war diese kleine Schild Drogerie an einem eher unscheinbaren Haus, ein kleines Schaufenster mit noch unscheinbareren Auslage und die alte, geschnitzte Holztüre. Die Holztüre durch die ich in meine Kindheit zurück kehren konnte. Es gab den oben an der Türe angebrachten Metallstift der beim Aufschwingen des Türflügels gegen die darüber aufgehängten Glockenstäbe schlug und dieses einzigartige, bis heute nicht vergessene, Dingdongdingdong erzeugte das schon die Anmutung einer mittelalterlichen Glockenspielmelodie hat. Das zu den Geräuschen meiner Kindheit gehört wie der Westminsterschlag und das harte, rhytmische Ticken von Großvaters Standuhr in seinem Arbeitszimmer. Da war er wieder, dieser typische Geruch einer Drogerie aus den sechziger Jahren. Diese Melange aus unterschiedlichsten Kräutern, Essenzen, Aromen die ich schon jahrzehntelang nicht mehr gerochen hatte. Ich schloss meine Augen und sah den Drogisten aus meiner Jugendzeit vor mir. Mit seinem makellos weissen, gestärkten Kittel, seiner sorgfältig gebundenen modisch schmalen, dunkelroten Krawatte. Der mir das von der Großtante bestellte Kölnisch Wasser wie eine Kostbarkeit erst in hellblaues Seidenpapier und dann in ein festes, gelb-blaues Papier einschlug. Der es verstand aus dem Inhalt seltsamer Flaschen mit Glasstopfen und irgendwelchen Pülverchen die sorgsam abgewogen wurden Zusätze für Großvaters Fruchtwein - Produktion zu mixen. Die Erinnerung an Süssholz und Lakritze wurde wach. An feine Schokoladenosterhasen die es nur hier in dieser gewaltig erscheinenden Grösse gab oder die vielen Dinge die damals Weihnachten erst zu Weihmnachten machten. Lebkuchengewürz, Lametta, Kerzen aus Bienenwachs. Pralinés in bunten Stanniolverpackungen, Flaschen mit Stärkungsmittelchen für Grosse und Kleine. Den Klosterfrau-Melissengeist dem die Mieterin in der Wohnung unter uns wohl mehr zusprach als medizinisch indiziert war. Und der Rotkäppchen-Saft den ich verabreicht bekam wenn die ersten Wintertage eine Ahnung davon weckten dass das Jahr sich langsam aber unerbittlich seinem Ende zuneigte. All das war auf einmal in überwältigender Weise wieder präsent.

Ein einfacher Schritt durch eine geschnitzte alte, in ihren ausgeschlagenen Angeln quietschende Holztüre reichte aus um mehr als vierzig Jahre zurück zu kehren. Ich werde es wieder tun, solange es noch geht. Denn es ist absehbar dass diese Wunder wie so viele andere leider verschwinden wird. Geopfert auf dem Altar der Rationalität und des Profits. Aber ich werde so oft es noch geht in die Vergangenheit zurück kehren um kostbare Erinnerungen aufzufrischen. Und an eines erinnere ich mich noch genau. Damals gab es bei jedem Besuch beim Drogisten gemischte Bonbons. Als Geschenk des Hauses. Jawohl, ich bekam gemischte Bonbons geschenkt. Na gut, klingt vielleicht etwas übertrieben. Ich durfte mir ein Himbeerbonbon aus dem rechten und einen Zitronendrops aus dem linken Glas auf der Theke nehmen. Mischen musste ich sie mir dann selbst.....
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Rund und rot kommt der Tod...
Am 06. Juli 2007
Das runde, rote Ding lag schon mindestens vierzehn Tage im Gemüsekorb. Völlig unauffällig zunächst. Ganz so wie man es von einer Tomate erwarten sollte. Wenn ich mich recht erinnere war sie für einen Salat bestimmt. Oder vielleicht auch für ein Caprese. Verkauft wurde es mir als Tomate. Aber es kann keine Tomate sein. Die fängt nämlich nach ein paar Tagen an Runzeln zu kriegen. Frei nach dem Motto „Friss mich endlich oder ich sterbe“. Mein rundes, rotes Ding aber lag einfach da. Strahlte mich sozusagen an und veränderte sich kein bisschen. Ich brachte es einfach nicht über mein Herz es zu töten. Also lag es eine weitere Woche in der Küche. Und blieb dabei völlig unverändert.

Das weckte nicht nur meine Neugier sondern auch meinen Forscherdrang. Ich legte das runde, rote Ding auf die Fensterbank in die Sonne. Hoffnungsvoll schaute ich morgens und abends nach ob sich etwas verändert hätte. Fehlanzeige. Ich besprühte es mit Wasser aus der Blumenspritze. Vielleicht konnte ich es ja dazu bringen wenigstens einen kleinen braunen Flecken zu kriegen? Pustekuchen. Das runde, rote Ding veränderte sich kein Jota. Auch nicht als ich es zur Strafe zwei Tage in den Gefrierschrank einsperrte und danach wieder auf die Fensterbank legte.
Nun bekam ich es langsam mit der Angst zu tun. Ich begann die Küchentüre abzuschließen. Konnte ich wissen ob das runde rote Ding vielleicht gefährlich war? Womöglich eine Bombe die mir von holländischen Gemüse – Terroristen untergejubelt wurde? Ich besorgte mir ein stabiles Schraubgefäß aus absolut unkaputtbarem Panzerglas und brachte das runde rote Ding darin unter. Es begann mich wütend zu machen, wie es da so völlig ungerührt ruhte hinter dem dicken Panzerglas und mich anstrahlte als ob es kein Wässerchen trüben könnte.
Ich rächte mich dadurch dass ich das Glasgefäß mit einem Handtuch zudeckte. Das runde rote Ding sollte mich wenigstens nicht ausspionieren können. Heutzutage weiß man ja nie, wer einen ausspionieren will. Vielleicht die internationale Tomatenmafia die kontrollieren will ob man womöglich heimlich eigene Tomaten im Garten anbaut. Vorsichtshalber räumte ich meinen Balkonkasten mit Schnittlauch und Petersilie auf ein anderes Fensterbrett. Meine Scholle gehört mir und damit Basta.
Zwei Tage später packte mich die Wut. Ich nahm das Glas mit dem runden roten Ding und schüttelte es wie ein Wilder. Es sollte wenigstens blaue Flecken bekommen. Dem runden roten Ding schien das Spaß zu machen. Es kullerte in seinem Gefäß herum, drehte sich ein paar mal um sich selbst und zeigte dann wieder stoische Ruhe.
Langsam bekam ich Angst. Nicht nur dass das runde rote Ding mich wütend machte – nun begann es sogar auf meine Psyche einzuwirken. Meine Hände begannen zu zittern wenn ich es nur sah. Dachte ich daran brach mir der Schweiß aus. Ich träumte Nachts davon dass runde rote Dinger sich um mein Bett aufhäuften. Eines nach dem anderen. Über die Bettkante hinaus immer höher und höher. Sie begannen damit mich unter sich zu begraben. Ich versuchte zu flüchten aber die runden roten Dinger hielten mich unbarmherzig fest. Mein ganzer Körper war von ihnen bedeckt und als ich schreien wollte fiel eines von oben herunter – direkt in meinen Mund. Ich drohte zu ersticken. In diesem Moment wachte ich schweißgebadet auf und merkte dass der Wecker geklingelt hatte.
Dann kam mir eine raffinierte Idee. Zugegebener Maßen ziemlich perfide. Aber ich musste eine Lösung finden bevor ich Opfer des runden roten Dings wurde. Also packte ich einen netten Obstkorb für die Nachbarin die immer so freundlich nach meinen Blumen schaut wenn ich mal unterwegs bin und packte das runde rote Ding in die Mitte. Das Ganze garnierte ich mit einem netten Kärtchen und stellte es ihr morgens vor die Türe als ich zur Arbeit ging. Zum ersten Mal war mir wieder leichter um` s Herz. Ha – ich würde mich doch nicht von so einem runden, roten Ding klein kriegen lassen.
Als ich abends nach Hause kam fand ich meinen Korb vor der Türe – aber vor meiner. Die nette Nachbarin hatte mir ein paar Schokoriegel hineingelegt und das runde, rote Ding. „Leider habe ich eine Tomatenallergie und zum Wegwerfen ist sie doch wirklich zu schade. Guten Appetit und danke für das leckere Obst.“
Eine weitere Nacht mit Albträumen stand mir bevor. Ich sperrte das runde, rote Ding wieder in sein Glas. Und ich muss zugeben dass ich die ganze Nacht kein Auge zugetan habe. Am nächsten Morgen zog ich mir meine Jacke über und steckte das runde, rote Ding in die Tasche. Übernächtigt und unrasiert lief ich zu dem Supermarkt, der mir dieses Teil angedreht hatte. Ich würde es herzlos und ohne mit der Wimper zu zucken bei Seinesgleichen aussetzen. Gerade als ich es geschickt – das meinte ich jedenfalls – zwischen seine Artgenossen geschubst hatte und raschen Schrittes weiter lief, hörte ich eine freundliche, aber energische Stimme:
„Hallo – das geht aber nicht dass Sie uns hier Waren mitbringen. Die hier haben Sie doch schon bezahlt – die können Sie doch nicht einfach wieder hierher zurück bringen!“ Die freundliche, blonde Verkäuferin sah mich energisch an. Sicherheitshalber begleitete sie mich mitsamt dem runden, roten Ding zum Ausgang.
Inzwischen habe ich viele Versuche unternommen das runde, rote Ding los zu werden. Alles vergebens! Mein Psychologe sagt es wäre das Beste wenn ich mich einfach mit seiner Existenz abfinden und es als Teil meiner Selbst akzeptieren würde. Ich habe es ernsthaft versucht. Aber ich halte es nicht aus. Die Leute sehen mich immer so komisch an wenn ich zum Beispiel ins Theater gehe und dann zwei Karten kaufe. Und das runde, rote Ding sitzt dann neben mir.
Inzwischen spüre ich, dass es zum Showdown kommen wird. Zwischen dem runden, roten Ding und mir. Morgen werde ich mir ein Gewehr kaufen. Und dann wird einer von uns beiden der Verlierer sein...........

Das weckte nicht nur meine Neugier sondern auch meinen Forscherdrang. Ich legte das runde, rote Ding auf die Fensterbank in die Sonne. Hoffnungsvoll schaute ich morgens und abends nach ob sich etwas verändert hätte. Fehlanzeige. Ich besprühte es mit Wasser aus der Blumenspritze. Vielleicht konnte ich es ja dazu bringen wenigstens einen kleinen braunen Flecken zu kriegen? Pustekuchen. Das runde, rote Ding veränderte sich kein Jota. Auch nicht als ich es zur Strafe zwei Tage in den Gefrierschrank einsperrte und danach wieder auf die Fensterbank legte.
Nun bekam ich es langsam mit der Angst zu tun. Ich begann die Küchentüre abzuschließen. Konnte ich wissen ob das runde rote Ding vielleicht gefährlich war? Womöglich eine Bombe die mir von holländischen Gemüse – Terroristen untergejubelt wurde? Ich besorgte mir ein stabiles Schraubgefäß aus absolut unkaputtbarem Panzerglas und brachte das runde rote Ding darin unter. Es begann mich wütend zu machen, wie es da so völlig ungerührt ruhte hinter dem dicken Panzerglas und mich anstrahlte als ob es kein Wässerchen trüben könnte.
Ich rächte mich dadurch dass ich das Glasgefäß mit einem Handtuch zudeckte. Das runde rote Ding sollte mich wenigstens nicht ausspionieren können. Heutzutage weiß man ja nie, wer einen ausspionieren will. Vielleicht die internationale Tomatenmafia die kontrollieren will ob man womöglich heimlich eigene Tomaten im Garten anbaut. Vorsichtshalber räumte ich meinen Balkonkasten mit Schnittlauch und Petersilie auf ein anderes Fensterbrett. Meine Scholle gehört mir und damit Basta.
Zwei Tage später packte mich die Wut. Ich nahm das Glas mit dem runden roten Ding und schüttelte es wie ein Wilder. Es sollte wenigstens blaue Flecken bekommen. Dem runden roten Ding schien das Spaß zu machen. Es kullerte in seinem Gefäß herum, drehte sich ein paar mal um sich selbst und zeigte dann wieder stoische Ruhe.
Langsam bekam ich Angst. Nicht nur dass das runde rote Ding mich wütend machte – nun begann es sogar auf meine Psyche einzuwirken. Meine Hände begannen zu zittern wenn ich es nur sah. Dachte ich daran brach mir der Schweiß aus. Ich träumte Nachts davon dass runde rote Dinger sich um mein Bett aufhäuften. Eines nach dem anderen. Über die Bettkante hinaus immer höher und höher. Sie begannen damit mich unter sich zu begraben. Ich versuchte zu flüchten aber die runden roten Dinger hielten mich unbarmherzig fest. Mein ganzer Körper war von ihnen bedeckt und als ich schreien wollte fiel eines von oben herunter – direkt in meinen Mund. Ich drohte zu ersticken. In diesem Moment wachte ich schweißgebadet auf und merkte dass der Wecker geklingelt hatte.
Dann kam mir eine raffinierte Idee. Zugegebener Maßen ziemlich perfide. Aber ich musste eine Lösung finden bevor ich Opfer des runden roten Dings wurde. Also packte ich einen netten Obstkorb für die Nachbarin die immer so freundlich nach meinen Blumen schaut wenn ich mal unterwegs bin und packte das runde rote Ding in die Mitte. Das Ganze garnierte ich mit einem netten Kärtchen und stellte es ihr morgens vor die Türe als ich zur Arbeit ging. Zum ersten Mal war mir wieder leichter um` s Herz. Ha – ich würde mich doch nicht von so einem runden, roten Ding klein kriegen lassen.
Als ich abends nach Hause kam fand ich meinen Korb vor der Türe – aber vor meiner. Die nette Nachbarin hatte mir ein paar Schokoriegel hineingelegt und das runde, rote Ding. „Leider habe ich eine Tomatenallergie und zum Wegwerfen ist sie doch wirklich zu schade. Guten Appetit und danke für das leckere Obst.“
Eine weitere Nacht mit Albträumen stand mir bevor. Ich sperrte das runde, rote Ding wieder in sein Glas. Und ich muss zugeben dass ich die ganze Nacht kein Auge zugetan habe. Am nächsten Morgen zog ich mir meine Jacke über und steckte das runde, rote Ding in die Tasche. Übernächtigt und unrasiert lief ich zu dem Supermarkt, der mir dieses Teil angedreht hatte. Ich würde es herzlos und ohne mit der Wimper zu zucken bei Seinesgleichen aussetzen. Gerade als ich es geschickt – das meinte ich jedenfalls – zwischen seine Artgenossen geschubst hatte und raschen Schrittes weiter lief, hörte ich eine freundliche, aber energische Stimme:
„Hallo – das geht aber nicht dass Sie uns hier Waren mitbringen. Die hier haben Sie doch schon bezahlt – die können Sie doch nicht einfach wieder hierher zurück bringen!“ Die freundliche, blonde Verkäuferin sah mich energisch an. Sicherheitshalber begleitete sie mich mitsamt dem runden, roten Ding zum Ausgang.
Inzwischen habe ich viele Versuche unternommen das runde, rote Ding los zu werden. Alles vergebens! Mein Psychologe sagt es wäre das Beste wenn ich mich einfach mit seiner Existenz abfinden und es als Teil meiner Selbst akzeptieren würde. Ich habe es ernsthaft versucht. Aber ich halte es nicht aus. Die Leute sehen mich immer so komisch an wenn ich zum Beispiel ins Theater gehe und dann zwei Karten kaufe. Und das runde, rote Ding sitzt dann neben mir.
Inzwischen spüre ich, dass es zum Showdown kommen wird. Zwischen dem runden, roten Ding und mir. Morgen werde ich mir ein Gewehr kaufen. Und dann wird einer von uns beiden der Verlierer sein...........
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