Nee, so ein Traumwetter darf man nicht am Schreibtisch verplempern!
Schon heute morgen zeigte sich ein klarer Himmel, blau und ungetrübt. Noch etwas frisch, aber doch eher schon frühsommerlich. Also Korb mit Buch, Getränk, Decke und Notizblock und raus.
Nein, nicht an die Küste sondern ans obere Ende vom Fluß. Dahin, wo das andere Ufer schon in Holland liegt und durch den Mittagsdunst, der jetzt über dem träge dahin fliessenden Wasser liegt, nicht zu erkennen ist.
Und dann einen netten, ruhigen Platz gesucht. Ungefähr so:



Seele baumeln lassen, nach langer Zeit mal wieder Geschichten von Capote gelesen, Möwen und Wildgänse geguckt. Der einzige Störenfried war die Lufthansa, die heute mit ihrer alten Ju 52 hier in der Gegend Rundflüge und Sightseeing aus der Luft veranstaltet hat.
Immer noch besser zu ertragen, als das sägende, kreischende Geräusch von gequälten Motorradmotoren, wie man es weiter vorne an der Küste geniessen kann. Da wo die "Fremden" ihrer pappigen Krabbenbrötchen in sich reinstopfen und behaupten, es handele sich um einen Genuss.
Nee, hier ein Stück weit im Landesinneren ist es besser. Und hier fliesst der Fluß selbst dann noch, wenn vorne Ebbe ist und die Wattwürmer sich aus dem Staub machen, damit sie nicht von neugierigen Kids zu Wattwurm - Ragout verarbeitet werden.
Und jetzt suche ich mir etwas gegen leichten Sonnenbrand und dann gibt`s ne erfrischende, trockene Weinschorle. Einfach sein muss auch mal sein.

war heute nicht nur der Himmel, wie ich bei einer kleinen Exkursion per Radl feststellen durfte. Aber ein bisschen weiter draußen gabs dann Entwarnung.



Schöndas.

Partitur:
Andante amoroso durch langsam vorrückenden Müllwagen mit Pizzicato der Tonnendeckel.
Accelerando: Einsatz von Moped mit abgesägtem Auspuff
Einsatz Bläserquintett: fröhliches Hupen ad Libitum davonfahrender Nachbarn
Allegro: Chor der Mülltonnenzurückroller mit fröhlichem Zuruf über Zäune
Unterstützt durch Basso Continuo von Zementmischer und schlecht gedämmten Druckluftkompressor.
Menuett: fröhliches Abbruch–Hämmern mit stumpfen Meißeln
Kadenz: Kettensäge auf altem Fichtenstamm
Trio: Bobbycar auf Kopfsteinpflaster, virtuos gespielt von drei fünfjährigen Wunderkindern
Aria die Soprano und Koloratur: Klagerufe einer gestressten Mutter nach Kind, mit da Capo und Buffo–Effekten durch schreiendes Baby
Alla Turca: Baseball in betonierter Nachbarschaftseinfahrt,
Mitwirkende: Chas Rapper und Benjamin Flegel
Vivace: fröhliches Rasentraktor–Rennen
Concerto grosso con durezza: Bagpipe Quartett von Rasentrimmern in atonaler Stimmung mit Basso Continuo von Heckenschere und Holzspalter
Quadrille: Schlagbohrmaschine, Kreissäge und Latthammer
Lamento: von quietschenden Blechgaragentoren und Teppichklopfern
Diminuendo: Hard Rock mit Megabass zwei Straßen weiter
Reprise: Duett von Bobbycars
Da Capo al fine