***mittendrin und zwischendurch***
In Asparagus res...
Am 14. Mai 2008
Lieber Leser,

es ist Zeit, sich einmal mit dem Begriff „Pressefreiheit“ auseinander zu setzen. Haben Sie in den vergangenen Tagen den Beitrag eines so genannten öffentlich rechtlichen Senders gesehen, in dem es um die Qualität von Discounter-Spargel ging? Ich gestehe, dass mir noch während der Sendung unser hochverehrter Herr Innenminister Schäuble einfiel, der klar auf den Punkt formuliert hat, dass es Szenarien gibt, in denen das Gesetz nicht mehr greift. Dieser „Bericht“ über die Qualität deutschen Spargels gehörte eindeutig zu diesen Fällen. Aber zurück an den Anfang.

Da wurde ein Reporter, wenn man so einen hinterhältig agierenden Menschen überhaupt so nennen kann, los geschickt um Spargel zu kaufen. Undercover heißt das neudeutsch. In Wahrheit handelt es sich um eine abgefeimte Intrige von Landesverrätern, vermutlich mit Migrations-Hintergrund.
Deutlich wird, dass die Aufdeckung der dezenten optischen Kontrollmechanismen in den Filialen so kurz vor der Spargelprobe kein Zufall war. Hätten wir die vom verehrten Herrn Innenminister Schäuble geforderte vernetzte Überwachung - man hätte den Spargelverräter noch in Asparagus erwischt!
Die erschlichenen Spargelpackungen der Handelsklasse 1 wurden so genannten Qualitätskontrolleuren bei Lebensmittelämtern vorgelegt. Festgestellt wurde, dass nicht eine der vielen Proben den gesetzlichen Anforderungen genügte, geschweige denn Handelsklasse 1 war. Dazu dieses kleinliche Geplärre, dass in einer 500 Gramm Packung oft nur Vierhundert drin gewesen sind.

Was man von beamteten Mitarbeitern zu halten hat, weiß man ja. Kleinkariertes Denken, festhalten an dubiosen europäischen Spargelnormen und schon gar kein Verständnis für den deutschen Spargelbauern. Das bisschen Schimmel hätte man doch locker wegschneiden können!
Fragen Sie mal jemanden im Irrawady Delta, was der zu so einer Spargelpackung gesagt hätte. Ich bitte Sie: Spargel Handelsklasse 1 für 3,99 Euro das Pfund! Frau Nierstein–Pröllebäcker aus dem zweiten Stock glaubt ja auch nicht, dass sie jetzt die Begum oder gar die Queen of England sei, bloß weil Sie im Ein-Euro-Paradies das letzte festliche Diadem mit garantiert echten Plastikdiamanten erwischt hat.

Diese Herrschaften Kontrolleure wischen mit Nonchalance die Tatsache beiseite, dass es jahrzehntelanger teuerster Marketingprogramme bedurft hat, dem Deutschen ein eher fades Gemüse als „königlich“ für Höchstpreise in die Schuhe, pardon, auf den Teller, zu schieben. Deutscher Blumenkohl verursacht bei schlechter Zubereitung wenigstens noch Blähungen. Aber Spargel? Nicht mal dazu taugt er.

Der Zufall will es, dass ein Schwager meiner Schwägerin auch Spargel anbaut. Haben Sie überhaupt eine Idee, wie unendlich mühsam das ist? Zunächst gilt es eine sandige Brache ausfindig zu machen. Windgeschützt, damit die kostbare Plastikplane nicht dauernd in der Gegend herum fliegt. Dutzende Seiten von Subventionsanträgen wollen ausgefüllt werden und verlangen literarische Sprachschöpfung auf höchstem Niveau!. Es bedarf kleiner Tricks, um grundwasserrechtlichen Problemen aus dem Wege zu gehen. Spargel braucht eine gute Basis, mit etwas Kalk kommen Sie da nicht hin. Wenn Sie mal eigenen Auges gesehen hätten, wie sich beim Spargeldüngen auch robuste Gummihandschuhe in Nullkommanix in ihre Bestandteile auflösen, dann hätten Sie Respekt vor deutschem Spargel und würden sich nicht an so ein paar Kinkerlitzchen wie Schimmel oder etwas Stengelfäule hochziehen.

Dazu die Ernte! Früher wurde das Problem mit Ostarbeitern gelöst. Bis so ein deutscher Verwaltungsfuzzi auf die Idee kam, hier Minijobs zu schaffen. Spargelernte ist eine hochqualifizierte Tätigkeit, die einen akademischen Abschluss voraus setzt. Was von dem Gedanken „Europa“ zu halten ist, sieht man ja daran, dass unsere Nachbarn den europäischen Neubürgern unverfroren Löhne anbieten, die weit über dem liegen, was ein deutscher Agrarökonom seinen Erntehelfern zu zahlen gewillt ist. Ja meine Güte, auch die neue S-Klasse will abbezahlt sein! Haben Sie mal die Dieselpreise verfolgt? Beim Gedanken an den Franzosen kommt einem da schon der Begriff Erbfeind wieder in den Sinn. Ich verrate kein Geheimnis wenn ich berichte, dass besagter Schwager nur deswegen mit seinem Spargelprojekt über die Runden kommt, weil seine Schwiegereltern ohnehin nicht mehr gut zu Fuß und deswegen für den Einsatz auf Knien zwischen den Spargelreihen prädestiniert sind.

Das Blättlein wird sich wenden! Diese Herrschaften werden dem deutschen Spargel noch mal nachtrauern! Bald ist Schluss mit der Spargelhysterie! Gemeinsam mit einem amerikanischen Konzern wird der Spargel jetzt mit ein paar gentechnischen Tricks für eine große Zukunft vorbereitet. Nachwachsende Rohstoffe ist das Schlagwort. Schon bald wird auf der deutschen Scholle ein Spargel wachsen, hart wie Kruppstahl, windhundmässig schnell, gerade und aufrecht wie es deutscher nicht sein kann. Mit Sollbruchstelle alle fünfundzwanzig Zentimeter. Dann endlich kann der Araber sich mit seinem Öl den Salat anmachen, der Russe sich sein Gas sonstwohin blasen. Mit diesem optimierten Spargel werden wir problemlos die Holzvergaser unserer Autos betreiben. Niemand wird mehr Gelegenheit haben, den Besuch bei Tante Helene mit Hinweis auf zu hohe Spritpreise auf die lange Bank zu schieben. Auf den deutschen Landwirt kommen goldene, was sage ich, platinene Zeiten zu!

Und auch das Problem mit der Pressefreiheit bekommen wir bis dahin in den Griff.

In diesem Sinne grüße ich Sie herzlichst und rufe Ihnen zu:
Bleiben Sie wachsam!

Ihr Herriberrt Teutschmann

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