***mittendrin und zwischendurch***
Heute...
Am 07. Dezember 2008
Einer dieser Tage die einfach nur grau sind. Schon morgens vereinen sich das Meer und der Himmel irgendwo weit hinten, ohne Horizont. Nasskalt, eher ungemütlich. Nicht einmal die wilden Schwäne draussen waren zu sehen, weiße Flecken ohne Konturen im Grau.

An solchen Tagen bleibt man gerne drinnen, auch wenn ich finde, dass diese Stimmung einen besonderen Reiz hat. Ein paar Kerzen anzünden, ein Buch, einen gescheiten Tee dazu und es dann einfach mal sein lassen, wie es ist. Den Nachmittag durchreisen ohne Halt, ohne Ablenkung.

Später noch mal raus an die kalt gewordene Luft. Der Himmel ist aufgerissen, zwischen den Wolkenfetzen scheint der Mond hindurch und spiegelt sich kitschig im Sund. Irgendwo ist Nils Holgersson unterwegs - seine Gänse stoßen bei jedem Flügelschlag ihre Rufe aus. Zwei oder drei sind für einen ganz kurzen Augenblick vor dem Mondlicht zu sehen.

Eine Weile stehe ich auf dem kleinen Vorsprung, der den Blick über das nächtliche Meer frei gibt. Hinten blinkt das rote Licht einer Boje, noch weiter hinten, ganz weit weg am Horizont, sind schwach die Lichter auszumachen, die zu der großen Werft gehören. Jetzt, wo die Bäume und Büsche ihre Blätter abgeworfen haben, sind sie zu sehen.

Es ist kälter geworden. Unter den Füßen ist zu spüren, wie der Weg glatt wird. Der Atem wird sichtbar. Da unten am Wasser habe ich Ruhe getankt. Ich weiss, dass es richtig war hierher zu kommen. Dieses Jahr ist alles so anders. Es ist nicht unbedingt einfacher geworden, aber Dinge haben plötzlich einen Sinn erhalten. Es wird gut werden, bestimmt. Nicht leicht aber gut.

Zurück. Auf einmal sind Erinnerungen da an ganz frühe Zeiten. Ich sehe mich in der großen Stadt, auf dem Heimweg aus dem Park, in dem wir gerodelt sind. Damals - was für ein Wort(!) - damals gab es noch Schnee. Nicht immer, aber ziemlich oft. Wir wanderten hinaus in den alten Park, wagten es, uns unter Aufbietung allen Mutes die "Todesbahn" hinab zu rodeln. Einen kleinen, meistens unter den Kufen dutzender Schlitten vereisten, Hügel, dessen Hang in einer weiten Wiese auslief.

Und dann die Erinnerung an die Rückkehr. Wieder zurück durch die Straßen bei herein brechender Dämmerung, vom Toben im Schnee erschöpft und müde. Lichter in den Fenstern, den einen oder anderen leuchtenden Tannenbaum in den kleinen Vorgärten. Viel geheimnisvoller als heute, wo in dieser Jahreszeit Lichtschlachten geführt werden. Den Schlitten rasch in den Keller, die Treppen hoch auf die Etage, Schuhe aus und im Wohnzimmer brannten die Kerzen des Adventskranzes. Dazu dieser leise Duft nach Tanne und Wald, den es sonst nirgends und zu keiner anderen Zeit in der großen Stadt so gab, wie in diesem Augenblick in unserem Wohnzimmer.

Heute - so viele, viele Jahre danach, riecht es auf einmal wieder so wie damals. Und auf einmal weiß ich, dass alles irgendwie gut wird. Ich denke das war eine Botschaft. Danke.

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mandala, 2008.12.08, 00:23
Dieser Song der alten Ostband Lift (ich weiß, kennst du nicht *lächel*) fiel mir sofort beim Titel und deiner ersten Zeile ein. Ich hatte den Text nicht mehr ganz in Erinnerung, musste nachlesen... und siehe da. Er passt irgendwie... oder?

Am Abend mancher Tage

Am Abend mancher Tage - da stimmt die Welt nicht mehr
Irgendetwas ist zerbrochen, wiegt so schwer.
Und man kann das nicht begreifen
Will nichts mehr sehn
Und doch muss man weitergehn
Am Abend mancher Tage - da wirft man alles hin
Nun scheint alles, was gewesen, ohne Sinn
Und man lässt sich einfach treiben
Starrt an die Wand
Nirgendwo ist festes Land.

Gib nicht auf
Denn das kriegst du wieder hin
Eine Tür schlug zu
Doch schon morgen wirst du weitersehn

Manchmal ist eine Liebe erfroren über Nacht.
Manchmal will man hin zur Sonne - und stürzt ab.
Manchmal steht man ganz allein da,
ringsum ist Eis,
alles dreht sich nur im Kreis.

Gib nicht auf ....

Am Abend mancher Tage - da stimmt die Welt nicht mehr
Irgendetwas ist zerbrochen, wiegt so schwer.
Und man kann das nicht begreifen
Will nichts mehr sehn
Und doch muss man weitergehn
Und man lässt sich einfach treiben,
Will nichts mehr sehn,
Und doch wird man weitergehn.

(Komp. Wolfgang Scheffler, Text: Joachim Krause)
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