***mittendrin und zwischendurch***
Fernstgespräch
Am 23. Juli 2007
Ich hebe den Hörer ab. „Hallo, hier ist....“
„Machallom ferzergor furrtrmor harritzgo kurpatski chamotz chollom el aal anwaharr chem üzgür.......“
Das Telefon des Anrufers muss in einer Eisenhütte, einer Wartungshalle für Flugzeugtriebwerke oder an einem ähnlich lauschigen Plätzchen stehen. Ich muss den Hörer zehn Zentimeter vom linken Ohr fern halten damit mir das rechte Trommelfell nicht heraus fällt.
„Tschomm ungur argebrucht harr el wiha putzgekow chom asam machchulli gonskori chello.....“
Ich versuche den Redeschwall des Anrufers einzudämmen. „Ich kann Sie nicht verstehen, Sie sind offensichtlich falsch ver.....“
„Gnorski chumm alhawiri pötz gömmerüm churra waschisti chom perfong....“
„Ich kann Sie nicht verstehen! Sie sind falsch verbunden!“ Ich erhebe meine Stimme was mein unbekannter Anrufer wohl als Herausforderung auffasst. Auch seine Stimme wird lauter.
„Gönöröck kumm ilmatz schlammu perfasti chomm umm el allonski wai pönök loriitzki swackorpu.....“
„Haaaaalllloooooo, ich kann Sie NIIIIIICCHTTTT verstehen! Faaaalsch verbunden!“
„HÜRÜYET IMSELIM TSINGTAU PROM VERNUCKSCHIET CHOMMM EL TÜMMÜRÜM SONGIAT ÖLLÖRÖM......“
Mein Gesprächspartner kommt so richtig in Schwung. Aus dem Telefonhörer schießt ein minutenlanger Redeschwall in mein Ohr. Da gibt es nur noch eins.
„Rummski Korsakoff!" sage ich laut und mit fester Stimme in den Hörer. Und feuere ein entschiedenes „Rachmaninoff!“ hinterher.
Zum ersten Mal wird der Redeschwall am anderen Ende der Leitung zögerlicher. Ich setze nach: „Castrop - Rauxel! Holundertee! Hosenträger!Lebkuchengewürz!“
Am anderen Ende der Leitung wird es für einen Moment ganz still.
„Aaalooo?“ dringt es fragend aus dem Hörer. "Ülmügüz Schürimse?"
Ich bestätige mit: „Löwensenf! Stacheldraht!" und feuere dann zur Sicherheit noch eines meiner beamtendeutschen Lieblingsworte hinterher: "Passaushändigungsunbedenklichkeitsbescheinigung!“
Es klickt, das Gespräch ist beendet. Hoffentlich habe ich jetzt nichts Böses oder gar Beleidigendes gesagt.

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petersilie, 2007.07.23, 21:09
Hmm...das lag bestimmt an "Löwensenf". Der muss so "extrascharf" gewesen sein, dass Ihrem Gesprächspartner erstmal die Spucke weggeblieben ist.

Aber ich sag' mal so:Wären Sie dieser Sprache mächtig gewesen, hätten Sie, rein theroretisch, mit diesem Menschen kommunizieren können.

Vor Jahren hatte ich einen Anrufbeantworter, arbeitete aber bis zu 16 Stunden am Tag, war also nur äußerst selten zu Hause, und wenn, dann nur zum Schlafen. Und da waren auf dem AB immer so "satanische Botschaften", das klang dann so:
"Sööör - wiii got äi PiiWiiFaif-Sevenhunnred, Siggs-For-Ouu ät naintiinhundred. Ilewen-Six-Äit-Dabbel-ouu is aut ower Pörmischn in PiiÄtschWii. Pliis kall'em bäck ät Dabbel-juh, DiiWiiTschii, Sartschnt Ellroj, senkjusör."

Ja.
Also selbst mit Englisch hatte ich keinen Schimmer, was Seargeant Ellroy von mir wollte, warum er mich mit diesem Buchstabenundzahlensalat zumüllt, und mich hartnäckig "Sir" nannte.
Bedankt hat er sich allerdings immer, und gewundert anscheinend nie, dass "Sir" nie zurückrief.
Nach einem Jahr hatte ich ihn mal persönlich dran, aber nur, weil ich gerade ein Pfeiffersches Drüsenfieber hatte. er war arg erstaunt, dass der Sir nicht da war, und wollte wissen, if se namba häd schejnschd. Nee, sagte ich ihm, säjm namba since 1952.
Dann wollte er wissen, wohin Major O'Reilly hingemuuvd habe.
Keine Ahnung, sagte ich ihm, hier isser nicht, warer nicht, kommter auch nicht rein.
Da warer "sorri tu distörb you, Määäm."

Es hinderte ihn aber nicht, noch ein halbes Jahr lang jeden Sonntag abend seine satanischen Botschaften zu hinterlassen.

Im nächsten Leben mach' ich auch Karriere bei der Army - das fällt keinem auf, ob man was arbeitet, oder ob's einen überhaupt gibt. Das ist doch ein angenehmes Erwerbsleben, oder?!
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